Nordsee-Hallig-Urlauber wartet wochenlang vergeblich auf Fernbus nach Sylt

An dieser Bushaltestelle auf der
Brezelinger-Hallig mitten in der Nordsee
wartete ein Lehrer wochenlang vergeblich
auf seinen Fernbus, der nie kam.
Brezelinger-Hallig / Nordsee (brez) – Abgemagert, ausgekühlt und erschöpft sitzt Gerhard E. auf dem Rettungsboot der Brezelinger-Rettungsgesellschaft. In warme Decken gehüllt starrt er bei einer heißen Tasse Friesen-Tee auf die weite Nordsee. „Irgendwas lief bei der Internetbuchung wohl schief“, vermutet der Rheinländer, der ursprünglich nur einen Tagesausflug zur Brezelinger-Hallig (mitten im Wattenmeer gelegen) machen wollte. Von dort sollte es dann anschließend mit einem Fernbus nach Sylt weitergehen. „Die schlechten Straßenzustände im Watt machten mich zuerst zwar etwas stutzig, aber als ich sah, dass auch die Pferdekutsche, mit der ich zur Hallig reiste, darauf fahren konnte, hatte ich keinen Zweifel daran, dass auch Busse diese Wege benutzen könnten“, erzählt der 38-jährige Gymnasiallehrer mit zittriger Stimme, „das einzige Fahrzeug jedoch, welches einmal am Tag (außer an Sonn- & Feiertagen) halt an der Hallig-Bushaltestelle machte, war der Traktor von Bauer Jogenson, dem einzigen Bewohner auf dieser kargen, schwäbischen Nordsee-Hallig, der mich immer nur kopfschüttelnd ansah, mir morgens immer wortlos eine Thermoskanne voller Tee und ein vier bis fünf Fischbrötchen in die Hand drückte.“ 

Am meisten ärgerte sich der geduldige Pädagoge über fehlendes W-Lan auf der Hallig. „Ich dachte immer, dass W-Lan als Abkürzung für Watt-Land steht. Also eine Art ständige Landverbindung zwischen Hallig und Festland“, beschwert sich Gerhard E. „Dann hätte ich deutlich größere Chancen gehabt, dass irgendwann einmal der Fernbus nach Sylt vorbeikommt. Aber mindestens zweimal am Tag war da nur Wasser über dem Watt. Da wusste ich dann, dass die nächsten Stunden wohl kein Bus kommen würde. Verdammt langweilig war das. Mein Handy-Akku war leer und Netz gab es sowieso keines – abgesehen von einem Stück Treibnetz das am 12. Tag angeschwemmt wurde“. 

Wären die Schulferien nicht bald zu Ende gegangen, wer weiß wie lang Gerhard E. noch gewartet hätte!? Deshalb hat er sich drei Tage vor Ferienende an den wortkargen Bauern Jogenson gewandt, der dann anschließend die Rettung des Urlaubers in die Wege leitete.
Inzwischen weiß der Rheinländer, was er falsch gemacht hatte: er hatte ein Boots-Ticket gebucht & kein Busticket. Dies hatte er in der Hektik der Urlaubsvorbereitungen wohl übersehen. „Boote kamen viele, mindestens zwei am Tag und voller Tagestouristen, die mich immer nur komisch ansahen und ohne zu fragen fotografierten“, erinnert sich der Deutschlehrer etwas verärgert, „aber an der Bushaltestelle haben die nie angelegt, die Boote da ...“. 

Ein paar Tage später teilt uns der Schulpädagoge mit, dass er im nächsten Jahr Urlaub in den Bergen machen will. Einen Direkt-Flug auf die Zugspitze hätte er bereits zum Schnäppchen-Preis im Internet ergattert.

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