Zumindest treibt Tamara viel Sport, wenn der Akku mal wieder den Geist aufgibt. |
2 Jahren das Zuhause von Tamara Zzz., aus Gaienhofen am Bodensee. Die mittlerweile
14-jährige Smartphone-Besitzerin, hat Angst vor „echten“ Menschen. „Ich mag zwar den Kontakt mit Menschen, aber nur über den Bildschirm und die Tastatur“, schreibt Tamara Zzz. uns per E-Mail, die - alle sozialen Netzwerke zusammengezählt, in denen sie Mitglied ist - insgesamt 3.893.184.456 (das ist mehr als die halbe Weltbevölkerung) Internet-Freunde hat. Doch immer mehr ihrer Freunde wollen sie im „Real Life“ - wie das echte Leben im Internet-Slang genannt wird - kennenlernen. „Ich weiß gar nicht, was ich machen soll, wenn ich auf einen meiner Internet-Freunde treffen sollte. Wir haben doch so gar nichts gemeinsam“, schreibt Tamara uns mit zittriger Schrift und weinenden Smileys. In ihrer Luftblase, welche 24 h am Tag auf dem Bodensee treibt, fühlt sich der Teenager sicher. Im Notfall kann sie mit ihrer schwimmenden Kugel bis an das Schweizer Ufer „rennen“ - deshalb hat sie auch immer ihren Personalausweis um den Hals hängen. Angst hat sie nur, dass der Bodensee einmal zugefriert und ihre Internet-Freunde sie auf dem Eis besuchen könnten. Aber dann ist sie ja immer noch durch ihre stabile Kunststoffkugel geschützt, in der sie sich ansonsten sehr sicher und auch sehr wohl fühlt. Für Essen, Duschen, Toilette, Handy aufladen usw. fahren ihre Eltern mehrmals täglich mit einem Versorgungsschiff zu ihrer Tochter und versorgen sie mit allem notwendigen. „Den Kontakt zu ihrer Familie und einigen wenige Freuden aus ihrer Kindergartenzeit, lässt sie zum Glück noch zu“, seufzt die Mutter von Tamara, die in Konstanz ein Handygeschäft betreibt. Der Kinderarzt von Tamara sieht die ganze Situation etwas entspannter: „Das Mädchen ist gerade in der Pubertät - eine sehr schwierige Zeit - das verwächst sich wieder. Die Eltern sollten froh sein, dass ihre Tochter keine Drogen nimmt, nicht kriminell werden kann oder zu früh schwanger wird. Zudem ist sie auf dem Wasser vor betrunkenen Autofahrern geschützt. Und wenn mal was ist, dann bekommt sie Antibiotika verschrieben - das gebe ich meinen Patienten immer, wenn ich nicht weiter weiß, und meistens hilft das auch.“ Zum Glück hat Tamara wenigsten einen Arzt, der sie und ihre Situation wirklich ernst nimmt. Auch nicht mehr selbstverständlich im modernen Deutschland.
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