Verstorbene Brezelinger sollen ihren Friedhof selbst sauber halten

Sogar einen Laubrechen haben die
Kirchenfrauen den Geistern der
Verstorbenen zur Verfügung gestellt.
Brezelingen (brez) - Etwas ganz Besonderes haben sich die Brezelinger Kirchenfrauen einfallen lassen. Damit es ihren verstorbenen Angehörigen beim Verwesen nicht langweilig wird, sollen diese in Zukunft nicht nur zur Geisterstunde auf dem Friedhof die schwäbische Kehrwoche erledigen. „Mein Karle hod sei ganz's Leba lang dahoim nix gschaffed, jetzt hod er Zeit“, erklärte die resolute Pauline K. Auch die anderen Witwen unter der Kirchenfrauen sind sich einig, dass vor allem ihre verstorbenen Männer auch nach dem Tod nicht einfach nur herumliegen sollen. „Der Erich war so faul, dass wir ihn fast zusammen mit seinem Sofa beerdigen mussten. Der Bestatter musste ihn mit dem Messer vom Sofa schneiden, weil er bereits mit ihm verwachsen war“, beklagte die ehemalige Musiklehrerin Dora S. und versuchte ihre Worten mit wirren Bewegungen zu unterstreichen. Alle Damen sind sich jedoch sicher, dass ihre verstorbenen Männer in den Brezelinger Nächten regelmäßig durchs Dorf geistern, und es ihnen bestimmt sehr langweilig sein muss. Deshalb wollen die Damen den Geistern der Verstorbenen einen sinnvollen Zeitvertreib bieten, bis das jüngste Gericht stattfindet. „Wir müssen die Halunken beschäftigen, sonst kommen sie nur auf dumme Gedanken. Und auf dem Friedhof gibt es immer etwas zu tun“, sagte die Witwe vom verstorbenen Dorflehrer Johnny Gräfle, der schon zu Lebzeiten kein Heiliger war. Deshalb haben sie gleich neben dem Eingang des Brezelinger Friedhofs Besen an die Friedhofsmauer gestellt, die auch der bequemste Geist nicht übersehen kann.

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