Gelbe Säcke geben schwäbischen Spätzle-Enten neuen Geschmack

Die "neuen" Brezelinger Spätzle-Enten
sehen zwar aus wie Bade-Enten, sind aber
deutlich größer und schmecken ein wenig
anders.
Brezelingen (brez) - Geflügelliebhaber in Brezelingen und Umgebung sind verärgert - der renommierte Bio-Geflügelzüchter Nils Fridastochter zum Teil verzweifelt. Unbekannte haben über einen längeren Zeitraum Plastikmüll auf dem Farmgelände des Geflügelhofes Fridastochter entsorgt. „Unser Gelände ist so groß, dass wie er es unmöglich komplett überwachen können. Früher hatten wir Schutzhunde – kleine, flinke Dackel. Aber die wurden innerhalb einer Nacht von den Enten aufgefressen. Danach haben wir größere Wachhunde eingesetzt, aber die fraßen innerhalb weniger Stunden die Enten auf. Ein Mords-Dilemma!“, jammert der Entenzüchter, während er nervös mit seinen schnabelähnlichen Lippen klappert (voll nervig). Die gefräßigen Spätzle-Enten, die wegen ihrer goldgelben Farbe und ihrem Geschmack so genannt werden, sind eine spezielle schwäbische Züchtung, und wurden früher auch nur in Brezelingen gezüchtet, geschlachtet und verkauft. Der heimlich entsorgte Plastikmüll bestand überwiegend aus gelben Säcken, die mit Kunststoffverpackungen gefüllt waren. „Die Enten fressen eben alles. Die lassen nichts verkommen, schwäbische Enten sind eben einfach genügsam“, klärt uns Nils Fridastochter auf. Er ist sich auch sicher, dass andere Enten sofort an dem Plastikmüll eingegangen wären. Seine aber nicht. Die schwäbische Spätzle-Ente ist eben ein sehr zähes, bescheidenes und anpassungsfähiges Exemplar. Eigenschaften die typisch schwäbisch sind. Inzwischen sehen die Brezelinger Enten wie typische Plastik-Badewannen-Enten aus – nur größer. Anscheinend haben sich ihre Gene enorm schnell verändert. Die zweite Generation legte bereits Plastikeier, und bei der dritten Generation schlüpften dann auch schon die ersten kleinen - plastikähnlichen - Küken aus den Eiern. „Wie ist der Geschmack der Enten inzwischen?“, fragen wir Nils. Er überlegt kurz, bevor er uns eine ausführliche Antwort gibt: „Jetzt schmecken sie ungefähr so, wie die Enten aus dem Supermarkt. Nur meine haben deutlich weniger Fett und sind deshalb kalorienärmer als früher. Ich habe auch schon einen großen Discounter gefunden, der mir regelmäßig alle Enten abnimmt. Aber leider gelten meine Spätzle-Enten nicht mehr als Delikatesse. Das stört mich schon ein wenig. Trotz allem, finanziell geht es mir nicht viel schlechter. Der Discounter zahlt zwar recht wenig, aber ich habe jetzt ja ein zusätzliches Nebeneinkommen als Müllentsorger. Meine Enten wollen schon gar kein richtiges Entenfutter mehr.
Eine Tagesration.
Die fressen wöchentlich zentnerweise gelbe Säcke. Da spare ich nicht nur, sondern verdiene auch noch ein paar Euro dazu“, schildert er seine momentane wirtschaftliche Situation. Die unbefruchteten Plastikeier verkauft er an eine Firma, die wiederum Plastikspielzeug darin versteckt. Als wir Nils Fridastochter darauf ansprechen, dass es ihm finanziell nun wohl fast schon besser gehe als früher, schaut er sich um und flüstert uns zu: „Besser? Viel besser sogar! Aber das darf man als Schwabe niemals zugeben, sonst hat man fast nur noch Neider um sich. Das ist eben auch eine schwäbische Eigenschaft. Besonders auf dem Land!“ Wir sind fasziniert von dem cleveren Brezelinger Unternehmer, und verabschieden uns von ihm. Erst beim Weggehen fällt mir auf, dass er auf seiner gelblichen Haut am linken Unterarm und im Nacken, gar keine Tätowierungen trägt, sondern den Grünen Punkt und Textpassagen vom gelben Sack. Vielleicht wäre es besser für ihn, wenn er in Zukunft nicht mehr so viele seiner eigenen Enten essen würde.

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