Erwin und der nächtliche Auftrag

Die kratzenden und quietschenden Geräusche raubten ihm fast sein Gehör. Er durfte sich keine Pause gönnen. In zwei Stunden würde die Sonne aufgehen – dann musste er mit seinem Auftrag fertig sein. Die kräfteraubenden Anstrengungen verlangten ihm alles ab. Vielleicht hätte er doch einen Profi engagieren sollen? Viel zu teuer, und zum Teil nicht mehr so verschwiegen wie früher, entschied er. Das Werkzeug aus Holz und rauem Metall, verrichtete – wenn auch sehr geräuschvoll - zuverlässig seinen Dienst. Immer mehr menschliches Gewebe sammelte sich auf dem Boden an. Er hoffte, dass sich diese Spuren wieder rückstandslos beseitigen ließen. Wenn nicht, dann würden sie ihn dran kriegen. 
Plötzlich - war das nicht ein Rascheln? Und das, waren das nicht Schritte, die er da hörte, als er eine kurze Pause machte? Abrupt öffnete sich die Tür, das brutale und grelle LED-Licht einer Taschenlampe blendete ihn. 

„Hände hoch und Hobel fallen lassen“, herrschte ihn eine bestialische Stimme an. Sie hörte sich fast ein bisschen weiblich an - aber nur fast. „Verdammt Erwin, lass dir deine Hornhaut an den Füßen doch vom Hufschmied abfeilen, dann kann ich nachts wenigstens schlafen!“, schrie ihm seine Frau Erna in sein bleiches und angsterfülltes Gesicht. 

Danach wurde es dunkel um ihn.

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